Burning Tears:

Da stand ich, auf der Mauer, den Blick in die Ferne gerichtet. So viele Fragen taten sich mir auf. Die Herde gedieh prächtig, doch ich wusste, wir würden nicht ewig so sicher leben. Die Dunkelheit gab nicht auf.

So viel Zeit war verstrichen seit ich losgezogen war, um meiner neuen Aufgabe zu folgen. So viele Legenden rankten sich um unser uraltes Volk. Nicht einmal die weise Paradise wusste alle.

Tief in mir drin wusste ich, morgen, morgen würde etwas passieren. Und es würde über Gedeih und Verderb der Feuerherde bestimmen. Ich hatte eine Herde, ich konnte mich auf sie verlassen, doch ich wusste, meine Vergangenheit holte mich Stück für Stück ein.

Der kühle Winterwind strich über mein Fell und ich schauderte. Wir mussten neue Höhen bestreiten, um das zu meistern. Ich schaute hinüber zu Iliana. Sie saß auf einem umgekippten Blumentopf und schaute mich verwundert an. Sie konnte meine Gedanken lesen und wusste, dass ich mich unbehaglich fühlte. Ich schüttelte den Kopf und stieg. Die Pferde da unten brauchten einen Anführer und ich musste Stärke zeigen. Einige spürten meine Unruhe, andere stürmten ausgelassen durch das Lager. Ich drehte mich zu ihnen und rief: "Es hat begonnen. Die Legende unserer Herde hat ein neues Kapitel eingeschlagen!"

Ein neuer Tag brach an. Der Lageranführer hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Auch seine menschliche Freundin sah nicht ausgeruht aus, als sie schlaftrunken neben ihn tappte. Sie strich ihm über seine wellige Mähne und zupfte einige welke Halme aus seinem Schopf. "Kannst du mir nicht sagen, was dich so bedrückt, Tears? Ich mache mir Sorgen um dich" murmelte sie und gähnte, als die Sonne langsam ihre ersten Strahlen über das Land senkte. Sie schienen schwach und fahl durch die stets dichte Wolkenschicht, die diese wundersame Welt umgab. Die Baumskelette wiegten sich im Wind eines aufkommenden Blizzards und Tears zuckte bei dem Heulen zusammen. Sein Fell sträubte sich, als er versuchte, seine Unruhe zu verbergen. "Nein. Es ist sicherer so, und deshalb werde ich das selbst in Angriff nehmen wenn es soweit ist. Es betrifft niemanden außer mich und ich will keinen in Gefahr sehen. Deshalb, und nur deshalb..." sagte er fröstelnd und blinzelte. Eine Feuerträne tropfte in den Schnee und schmolz ihn in sekundenschnelle. Tears' Augen leuchteten auf und der Kristall schwebte zu seinem Kopf. Er murmelte etwas und zerbrach ihn mit seiner Magie in zwei Hälften. Als er ihn Iliana überreichte, glühte er vor Wärme. Das Mädchen nahm ihn furchtlos entgegen, ihr Element verhinderte, dass sie sich die Hände verbrannte. Dann zerbrach sie ihn erneut. "Ich bringe das der Heilerin, dann kann sie wieder einen Sud für die Frierenden zubereiten." Der schwarze Hengst nickte gedankenverloren und starrte weiter gen Horizont.